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Ein wohltuender Schattenplatz

Die Gemeindemitglieder der Lutherkirche in der Oststadt Karlsruhe stehen direkt vor den Auswirkungen des Klimawandels und den Konsequenzen früherer Entscheidungen.

© motionmind.studio

Die über 100 Jahre alten Bäume auf dem Kirchplatz sterben, zwei sind bereits umgestürzt.

Illustration, Portraits von Personen der Gartengruppe Lutherkirche Mitarbeiter*innen der Luthergemeinde © motionmind.studio

Zudem kann die Lutherkirche an heißen Tagen nicht mehr runterkühlen, da die über 100 Jahre alte Dachkonstruktion eine viel zu geringe Isolationswirkung hat. Auch die Temperaturen auf dem schattigen Kirchhof an der Nordseite des Kirchengebäudes steigen, was immer dringlicher zeigt, dass mehr Bäume zur Abkühlung gebraucht werden. Eine neue Bepflanzung würde auch die Luftqualität verbessern und zusammen mit bequemen Sitzgelegenheiten den Aufenthalt angenehmer gestalten.

Illustration Baum Kuehlungseffekt Wasserkreislauf Verdunstung Schatten Das Entsiegeln und Bepflanzen eines Platzes verbessert das Mikroklima und macht den Aufenthalt an heißen Tagen dort angenehmer. © motionmind.studio

Die Motivation für die Neugestaltung ist also klar: Die aktuelle Situation ist nicht nur unästhetisch, sondern auch unpraktisch. Der Kirchhof soll einladender und ökologisch wertvoller werden.

„Wir kennen diesen Ort am besten und haben viele Ideen dafür.“ – Dany aus der Gartengruppe der Luthergemeinde

Details des Entwurfs zur Umgestaltung des Kirchhofs der Lutherkirche als Aquarellzeichnungen. Die Entwurfsplanung von Renate Michel aus dem Ältestenkreis sieht viele Details vor: Schattenplätze, Begegnungen an Beeten, Insektenfreundliches und Bäume, Labyrinth, Trinkbrunnen, Zisterne und vieles andere. | Motivgestaltung © Daniela Meinzer

Der Platz, derzeit größtenteils versiegelt und von Fahrradständern gesäumt, soll eine umfassende Umgestaltung erfahren. Die Gemeindeleitung möchte den Kirchhof entsiegeln und neu bepflanzen, bis auf einen planierten Weg von der Treppe zum Eingang und eine Rampe. Wichtig ist den Gemeindemitgliedern dabei, dass die Fläche des Kirchhofs einen festen Untergrund bietet, da sie für Gottesdienste und Gemeindefeste mit vielen Besucher*innen genutzt wird.

Für Baumpflanzungen innerhalb befestigter Flächen stellt die Stadt Karlsruhe Anforderungen an die Größe und Beschaffenheit der Baumgruben, Baumscheiben und der Überbauung von Wurzelräumen, um optimale Wuchsbedingungen zu schaffen. Denn nur ein gut mit Nährstoffen und Wasser versorgter Baum kann gut gedeihen und seine vielfältigen Funktionen erfüllen.

Eine Frau steht lächelnd auf einer Wiese, im Hintergrund Bäume
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Obwohl vorübergehend ein Baustopp für Teile des Vorhabens herrschte, zeichnen sich positive Ausblicke ab. "Wir machen jetzt einfach das, was möglich ist!" lautet die Devise. Es geht darum, den Schritt von den vielfältigen Ideen zur aktiven Umsetzung zu wagen – trotz geringer Entscheidungsmacht. Die Bestärkung der Aktiven ist entscheidend: Kleinförderungen, auch von Materialien, können viel bewirken. Jugendliche und junge Erwachsene einzubinden spielt eine wichtige Rolle.

Ein klarer Überblick darüber, was möglich ist, verschafft Motivation und Orientierung. Der städtische Ideenwettbewerb GreenACTIONS ist genau das Richtige, um die Gemeinde zu mobilisieren. Und prompt gewinnen die Einreichenden aus den Reihen der Luthergemeinde den Preis im Februar 2024: 4.000 Euro Preisgeld und einen Umsetzungsworkshop. Mit dem Workshop können die Aktiven der Luthergemeinde den Ort direkt umgestalten – auch während die neuen Baumpflanzungen noch diskutiert werden. So entstanden im Juni 2024 ansprechende Sitzgelegenheiten und Hochbeete für den Kirchhof. Gut fünfzig Gemeindemitglieder und Besucher*innen des Gemeindefests haben geschliffen, geschraubt und gebohrt und sind so ganz praktisch auf das Anliegen der Umgestaltung aufmerksam geworden. Ein erster Schritt für mehr Aufenthaltsqualität ist also getan!

Filmstill: Eine Person schleift ein Brett.
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Heiße Tipps in Kürze:

  • Die lokale Expertise wertschätzen und nutzen: Engagierte vor Ort beobachten den Ort über einen langen Zeitraum und haben so die Gesundheit von Bäumen oder fehlende Bedarfe im Blick.
  • Eine größere Umgestaltung, wie die des Kirchplatzes, ist nicht nur eine bauliche, sondern auch eine soziale Herausforderung. Am besten die Gemeindemitglieder früh und aktiv einbeziehen.

Gesammelte und weiterführende Informationen:

Die Studie "The role of urban trees in reducing land surface temperatures in European cities" liefert wissenschaftliche Daten zum Kühleffekt von Bäumen in europäischen Städten.

 

Im Stadtplan für heiße Tage sind viele kühle Rückzugsorte verzeichnet. Auch die Lutherkirche als "kühler Ort" ist eingetragen. Hier kann man sich an heißen Tagen in einem geschützten Innenraum aufhalten.

 

Die Lutherkirche liegt in der Oststadt Karlsruhes, knapp angrenzend an die Innenstadt-Ost. Deshalb ist die Publikation "Identifikation und Bewertung von Entsiegelungspotenzialen als Beitrag zur nachhaltigen Quartiersentwicklung" vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. interessant. Sie bezieht sich auf die Innenstadt-Ost und erläutert generell die Grundlagen einer Analyse und Bewertung des Ausgangszustands der Flächennutzung und Bodenversiegelung in Bestandsquartieren, sowie die Identifikation von Entsiegelungspotenzialen.

Für Baumpflanzungen in befestigten Flächen werden in Bebauungsplänen Mindestmaße definiert, welche die Größe der offenen Baumscheiben sowie das Volumen des durchwurzelbaren Raumes betreffen. Diese Regelungen und ihre Begründung sind auf den Seiten der Stadt zu finden: „Regelungen für das Grün in Bebauungsplänen – Festsetzungen der Grünordnung und örtliche Bauvorschriften einfach erklärt“.

Baumscheiben können auch teilweise überbaut werden, wenn es aus gestalterischen oder funktionalen Gründen notwendig ist. Dann muss der überbaute Raum mit verdichtbarem Baumsubstrat verfüllt werden, für das es in den Richtlinien spezielle Güteanforderungen gibt. Die Oberflächenbefestigung muss wasserdurchlässig sein. Zum Schutz des Baumes und damit die Fläche durchgängig begehbar ist, kann auch ein Unterflurbaumrost mit Abdeckung oder eine freitragende Abdeckung eingebaut werden. Belüftungsrohre und Bewässerung können an solchen für das Baumwachstum schwierigen Standorten helfen, den Baum langfristig zu erhalten.

Das technische Regeldetail des Gartenbauamts für eine überbaute Baumscheibe sieht so aus:

Eine Grafik zeigt, wie ein Baum in eingefassten Bereichen gepflanzt werden soll.

In der Zeichnung ist ein Jungbaum mit geschnürtem Wurzelballen dargestellt. Wenn der Baum seine volle Größe erreicht, wird das Wurzelwerk den gesamten durchwurzelungsfähigen Boden, der dann von der „erwachsenen“ Baumkrone überschattet wird einnehmen.

Bei der Offenen Pforte öffnen Bürger*innen ihr Gartentor und geben Einblicke in ihren Garten – ein inspirierender Dauerbrenner seit 2003.

Der Wettbewerb GreenACTIONS fand nur einmalig über den Jahreswechsel 2023/24 statt.

Der Wettbewerb Gartenträume, der seit 2019 unter einem jährlich wechselnden Thema grüne Freiräume mit Aufenthaltsqualität prämiert, wird voraussichtlich im Jahr 2026 wieder ausgelobt werden.

Das Gartenbauamt der Stadt Karlsruhe unterstützt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, private Innen- und Hinterhöfe, Dächer und Fassaden zu begrünen. Näheres finden Sie im „Förderprogramm zur Begrünung von Dächern, Fassaden und versiegelten Freiflächen“.

Soziale Einrichtungen und Institutionen, darunter auch gemeinnützige Vereine und Verbände, können Fördermittel auf Bundesebene beantragen.

16. September 2024, Stadt Karlsruhe

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