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Logenplätze für einen Bauerngarten

Die Karlsruher Südstadt ist quirlig, laut, manchmal wild – und das Zuhause von Marianne.

© motionmind.studio

Sie hat oft lange, stressige Bürotage. Daher genießt sie ihre Auszeit im Garten. Im Innenhof des Gebäudekomplexes in der Südstadt, den sie als Vermieterin verwaltet, hat sie bereits damit begonnen, einen Garten nach ihren Vorstellungen anzulegen: Hübsche Blühstauden wechseln sich ab mit Nutzpflanzen und Kräutern.

Portrait Illustration © motionmind.studio

Aber wie genau gestaltet man eigentlich einen Bauerngarten? Mit dieser Frage hat sich Marianne an eine Gartengestaltungsfirma gewandt. Gemeinsam haben sie sich auf eine Struktur geeinigt: Vier Beete sind klar voneinander abgegrenzt – das erleichtert den Zugang und die Pflege enorm. Und die geraden Kanten der Wege können ökologisch und biodivers angelegt werden, etwa mit kleinen Weidenzäunchen oder einem Kräuterrand.

Was wird jetzt genau gemacht?

Der Gartenboden wird nicht durch große Einbauten unterteilt. Stattdessen kommen Naturmaterialien zum Einsatz, um den Beeten Struktur zu geben. Und da sich das Bodenleben möglichst ungestört entwickeln soll, bleibt der Spaten im Schuppen: Es wird nicht umgegraben, sondern Häckselgut und Kartonmulch aufs Beet aufgebracht. Das darf verrotten, indem es die Bodenlebewesen sich Stück für Stück einverleiben. Biodiversität startet in gesundem Gartenboden!

Kartonmulch schichten – so geht's

  1. Lockern Sie den Boden mit einer Grabgabel auf.
  2. Legen Sie eine stickstoffhaltige Schicht Material auf, wie zum Beispiel Hornmehl, Gras, Rasen, Beikräuter.
  3. Legen Sie unbeschichtete, unbedruckte Kartonagen oder Braunpappe auf, die Sie gut anfeuchten.
  4. Legen Sie Kompost auf, von grob zu fein.
  5. Decken Sie das Ganze mit einer Mulchschicht ab, beispielsweise mit Laub.
Illustration Bodenaufbau Schichten

In der Mitte des Gartens steht nun ein Apfelbaum, ein Klarapfel. Für die alte Tafelsorte hat sich die Hobbygärtnerin bewusst entschieden. Sie erinnert Marianne an ihre Kindheit, in der sie mit Begeisterung genau diese frühreifen Früchte schon im Hochsommer vom heimischen Baum pflücken durfte.

„Die Mieter in den umliegenden Wohnungen haben gestaunt, was wir hier machen. Diese Methoden machen neugierig, und von ihren Logenplätzen auf den Balkonen können jetzt alle zuschauen, was sich hier im Garten entwickelt.“

Auch Marianne war erst skeptisch angesichts der ungewöhnlichen Methoden. In einem Testbeet wollte sie vergleichen, wie die Pflanzen mit und ohne Mulch gedeihen. Während im ungemulchten Beet Beikräuter sofort auftauchten, waren diese seltener bis gar nicht im Mulchbeet zu finden. Die Durchlüftung und den Humusaufbau übernahmen Regenwürmer und andere Bodenlebewesen, was die Wasserspeicherfähigkeit und den Nährstoffgehalt des Mulchbeets erhöhte. Mittlerweile ist Marianne also vom Mulchkonzept überzeugt.

Und noch einen Herzenswunsch hat sie sich erfüllt: eine Sitzbank für den Garten. Hierzu hat sie gemeinsam mit den Gartenexpertinnen im Workshop-Format ein ansprechendes Exemplar aus Holz gebaut – nach einem Bauplan des italienischen Designers Enzo Mari. So kann sie sich in Zukunft mit ihren Mitmenschen zu Gemüse und Kräutern austauschen.

Marianne nutzt die Bank auch deswegen gerne, weil der begrünte Innenhof an heißen Sommertagen wie eine kühle Oase ist. Der Städtebauliche Rahmenplan Klimaanpassung empfiehlt, sich genau solche Oasen und Auszeiten im Schatten zu schaffen, denn die zunehmende extreme Hitze belastet die Gesundheit.

Doch wie ist es mit den Nachbarn, wenn man an seinem Garten etwas Größeres verändern möchte, zum Beispiel wie Marianne einen Baum pflanzen? Dazu hat Architektin Susanne Gerstberger einen Tipp:

Susannes Tipp:

Eine Frau steht lächelnd auf einer Wiese, im Hintergrund Bäume
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Video  

Heiße Tipps in Kürze:

  • Unterstützung in Gestaltungsfragen muss nicht teuer sein!
  • Eine persönliche Note in die Gestaltung einbringen – jeder Garten ist anders.
  • Offen und mutig sein: weniger arbeitsintensive Methoden ausprobieren!
  • Zeigen Sie Ihren Garten bei der Offenen Pforte oder machen Sie beim Gartenträume-Wettbewerb mit!

Gesammelte und weiterführende Informationen:

Im Städtebaulichen Rahmenplan Klimaanpassung 51 MB (PDF) (Seite 50) wird die geschlossene Blockrandbebauung näher beschrieben – insbesondere, weil sie klimatische Hot-Spot-Quartiere wie die Südstadt prägt: „Die geschlossene Blockrandbebauung ist die typische innerstädtische Bauform in Karlsruhe und geht zumeist auf die Gründerzeit (1840-1920) zurück. Alle Seiten eines Blocks sind typischerweise durch Gebäude geschlossen, wodurch sich in ihrer Mitte ein Innenhof bildet. Die Innenhöfe standen ursprünglich häufig allen Quartiersbewohnern für eine extensive Nutzung zur Verfügung. Im Zuge der Behebung von Kriegsschäden ab den 1950er Jahren sowie der modernen Stadtentwicklung ist es mittlerweile zu Teilen. zu einer baulichen Nachverdichtung bzw. einer freiraumplanerischen Aufwertung (z.B. durch Spielplätze) der Höfe gekommen. Die Quartiere haben also seit ihrer Entstehung einige Ergänzungen und Transformationen durchlaufen, konnten ihren ursprünglichen Charakter aber weitgehend erhalten.

In Karlsruhe wohnen rund 80 000 BürgerInnen in Gebieten mit einer geschlossenen Blockrandbebauung. 32 der 47 Quartiere weisen bereits heute eine hohe bioklimatische Belastung auf, bis zur Mitte des Jahrhunderts steigt die Zahl auf 45. Die Werte verdeutlichen die hohe Bedeutung des Strukturtypen innerhalb der Stadtstruktur.“

Die Landesbauordnung von Baden-Württemberg regelt im § 9 „Nichtüberbaute Flächen der bebauten Grundstücke“, dass diese Flächen Grünflächen sein müssen, sofern sie nicht für eine andere zulässige Nutzung, wie zum Beispiel notwendige Zufahrten, Wege oder einen Stellplatz benötigt werden. Unvermeidliche bauliche Anlagen in diesen Bereichen müssen begrünt werden, sofern sie dafür geeignet sind und es wirtschaftlich zumutbar ist.

In neueren Bebauungsplänen und im Bebauungsplan Grünordnung und Klimaanpassung in der Innenstadt (sogenannte Grünsatzung) wird diese Regelung in den Festsetzungen aufgegriffen und noch präziser formuliert. Diese Regelungen 584 KB (PDF) und ihre Begründung sind auf den Seiten der Stadt zu finden: „Regelungen für das Grün in Bebauungsplänen - Festsetzungen der Grünordnung und örtliche Bauvorschriften einfach erklärt“.

Kartons bestehen zwar größtenteils aus biologisch abbaubarem Material, beinhalten aber auch Zusatzstoffe. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass sich das Papier bei Wasserkontakt nicht so schnell auflöst. Daher sollte Pappe grundsätzlich nicht in der Natur landen, sondern in den Recycling-Kreislauf gelangen und wiederverwendet werden. Allerdings ist eine einmalige Verwendung von unbeschichteten, unbedruckten Kartons im eigenen Garten in den meisten Fällen eher unbedenklich, da bei einer einmaligen Verwendung verhältnismäßig kleine Mengen genutzt werden. Wichtig ist, dass die Auflage von Kartons nur einmal erfolgt und nicht jährlich wiederholt wird, um eine Anreicherung möglicher Schadstoffe zu verhindern.

Damit Ihr Baum gut gedeihen kann, sollten Sie einer Pflanzanleitung 105 KB (PDF) folgen. Ein Jungbaum braucht zum Beispiel ein ausreichend großes Pflanzloch, die richtige Erde, geeignete Stützen und genügend Bewässerung.

Wer gerne einen oder mehrere Obstbäume pflanzen möchte, findet auf den Seiten der Streuobst-Initiative geeignete regionale Sorten. Obstbäume eignen sich wegen ihrer geringen Größe, ihrem Blütenreichtum und ihren essbaren Früchten besonders gut für eine Pflanzung in Innenhöfen und Gärten. Sie sind für Mensch und Tier wertvoll, spenden Schatten und sind so eine Bereicherung auch dort, wo wenig Platz ist.

autoprogettazione? heißt die Veröffentlichung des italienischen Designers Enzo Mari, in der das Bauprinzip der oben gebauten Bank neben vielen anderen Bauplänen für Möbel abgebildet ist. Das Ringbuch ist online und im Buchhandel erhältlich.

Die Website Klimaanpassung selbstgemacht – Deine grüne Nachbarschaft von Unabhängiges Institut für Umweltfragen e. V. in Berlin enthält allgemeine Infos zur Klimaanpassung und Beispiele für naturbasierte Lösungen zum Selbermachen.

Wer in der Stadt einen Garten oder Sitzplatz im Freien anlegen möchte, einen Baum pflanzen oder auch einen Kompost positionieren möchte, der schaut am besten ins Nachbarrechtsgesetz. Das Nachbarrechtsgesetz Baden-Württemberg regelt gebäudebezogenes Grün mit Blick auf die gute Nachbarschaft. Auf den Seiten des Landes Baden-Württemberg ist eine Broschüre mit Erläuterungen zum Gesetzestext zu finden.

Im Projekt Offene Pforte laden jedes Jahr Karlsruher Bürgerinnen und Bürger in ihre Gärten ein und zeigen anderen stolz ihre „grünen Zimmer“. Dabei können viele versteckte Paradiese in Gärten und Höfen entdeckt werden, die sonst nicht zugänglich sind. Machen Sie mit, wenn Sie gerne Gäste in Ihrem Garten empfangen.

Der Wettbewerb Gartenträume steht jedes Mal unter einem anderen Motto. Wenn Ihr Garten zum jeweils ausgeschriebenen Thema passt, zögern Sie nicht, sich zu bewerben. Der Wettbewerb wird voraussichtlich im Jahr 2026 wieder ausgelobt.

16. September 2024, Stadt Karlsruhe

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