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Erstmal den Kopf in den Boden stecken

Mit Sinn für Biodiversität wertet die Firma arnotec ihre Gewerbefläche in Eigenregie auf.

© motionmind.studio

Am Anfang war erstmal nichts, berichtet Christiane Arnold, Assistentin der Geschäftsführung von arnotec aus Knielingen. Das Betriebsgebäude der Firma war von einer circa 2 800 Quadratmeter großen Brachfläche umgeben. Hier wollte Familie Arnold eine naturnahe Wiese mit Bäumen und Sträuchern und viel Platz für Biodiversität entwickeln. Doch erstmal mussten sie den Kopf in den Boden stecken: Die ersten Bodenproben halfen dabei, den Ort zu erschließen. Und so konnte das Familienunternehmen zielgerichtet die Aufwertung der Außenfläche in Angriff nehmen.

Illustration Portraits Kopf in den Boden stecken © motionmind.studio

Die Familie mit Tochter Maggie und Sohn Tim pflegt die Fläche seitdem gemeinsam. Im Bekanntenkreis gibt es einen Förster und einen Imker; beide haben zu Beginn hilfreiche Ratschläge gegeben. Mit viel Freude am Experimentieren wurden Bäume gepflanzt. Dabei war die Pflanzliste 41 KB (PDF) der Stadt Karlsruhe eine hilfreiche Grundlage. Außerdem war der Familie wichtig, die städtischen Auflagen und Maßnahmenvorschläge bei der Arealgestaltung zu berücksichtigen, die zum Beispiel in der Baumschutzsatzung und im städtbaulichen Rahmenplan Klimaanpassung zu finden sind. Sie holte sich dafür professionelle Unterstützung von einem Landschaftsarchitekten. Ergänzend wurden in Eigenregie Obstbäume gesetzt, ein Teich gebaut und eine Tröpfchenbewässerung verlegt.

Susannes Tipp:

Eine Frau steht lächelnd auf einer Wiese, im Hintergrund Bäume
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In einem alten Ahornbaum wurde bewusst Totholz als Refugium für verschiedene Tiere belassen. Nistkästen, wie sie der NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V. für diverse Vogelarten beschreibt und mit Bauanleitungen zur Verfügung stellt, sind dort sinnvoll, wo Naturhöhlen oder geeignete Nischen an Gebäuden fehlen. Ein Grünspecht fand tatsächlich die Fassadenisolierung des Betriebsgebäudes spannender und nistete sich dort ein. Die Reaktion von arnotec nach fachlicher Prüfung durch den Architekten: Das macht nichts, an der Stelle sind keine Schäden zu erwarten. Also lässt man den Vogel gewähren.

Zum Thema Biodiversität am Gebäude gibt es übrigens spannende Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt der Technischen Universität München, Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung: Unter dem englischen Begriff Animal-Aided Design (PDF-Broschüre, 17MB) werden Maßnahmen gesammelt, die Bedürfnisse verschiedener Tierarten in die Planung und Gestaltung städtischer Freiräume einbeziehen.

Auf dem Gelände gibt es mehrere Bienenstöcke, die von der angelegten Blühwiese und den blühenden Bäumen profitieren. Anfangs dauerte es eine Weile, bis sich die Blühmischung durchsetzen konnte, berichtet Frau Arnold. Der Anblick von trockenem hohem Gras war für die Mitarbeitenden gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile verstehen sie, dass hinter diesem Anblick ein Biodiversität förderndes Mahdkonzept steht, welches die Biodiversität fördert. Sie freuen sich über die neuen Pausenorte draußen, die die Aufenthaltsqualität im Betrieb erhöhen. Mittlerweile wird die Pflege der Fläche personell unterstützt; die Mahd übernimmt nun ein Arealpfleger.

Für die Familie Arnold steht fest: Die Verbundenheit mit dem Ort ist ihre Motivation!

„Wir möchten der Natur etwas zurückgeben. Als Besitzer kennen wir unsere Fläche und wurden zu Experten. Der Fläche zuzuhören und hinzusehen, das ist essenziell.“ – Familie Arnold

Heiße Tipps in Kürze:

  • Den Boden kennenlernen.
  • Bodenentsiegelung und Begrünung so planen, dass kleine Eingriffe sukzessive vorgenommen werden können.
  • Dranbleiben – natürliche und soziale Prozesse etablieren sich.
  • Lassen, was sich von selbst ergibt und nicht stört.

Gesammelte und weiterführende Informationen:

Ein frühzeitiger Planungsdialog zwischen Hochbau- und Landschaftsarchitekt*innen kann die bauliche Organisation auf dem Grundstück und die Sicherung einer möglichst hohen Freiraumqualität ermöglichen. Landschaftsarchitekt*innen sind für alle Fragestellungen, die den Außenbereich und die Gebäudebegrünung betreffen, geschult.

Bodenproben lassen sich einfach entnehmen und können zur Untersuchung auf Schad- und Nährstoffe bei einem Labor eingeschickt werden. Hierfür zugelassene Labore sind auf den Seiten des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg gelistet. Um die im Labor ermittelten Werte richtig zu interpretieren, kann es auch sinnvoll sein, die Untersuchung im Rahmen eines Bodengutachtens zu vergeben. Dabei ist es wichtig, genau zu beschreiben, welche Informationen das Gutachten enthalten soll und wofür diese Informationen gebraucht werden.
Beispielsweise ist der Ph-Wert eine wichtige Größe, weil viele Pflanzen an kalkreiche oder aber saure Böden gebunden sind. Daneben sind der Nährstoffgehalt, der Humusgehalt und die Durchlässigkeit des Bodens wichtige Kenngrößen. Auch wenn Regenwasser versickert oder gespeichert werden soll, muss die Bodenbeschaffenheit bekannt sein. Letztendlich kann auch ein potenzieller Gehalt an Schadstoffen ermittelt werden.

Landschaftsarchitekt*innen oder Gartenberater*innen können helfen, die richtigen Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen.

Pflanzstandorte für Bäume werden von Landschaftsarchitekt*innen in einem Planungskonzept vorgeschlagen. Das ist auch wegen der vorgeschriebenen Mindestabstände von Gehölzen zum Nachbargrundstück wichtig. Das Nachbarrecht enthält dafür Regelungen. Das Ministerium der Justiz hat hierzu einen Leitfaden herausgegeben. 

In Wuchsklassen werden Bäume nach der Zielgröße ihrer Kronen eingeteilt: klein-, mittel- und großkronige Arten und Sorten.

Die Pflanzqualität bezeichnet die Form und Größe, in der ein Baum oder Strauch in der Baumschule gezogen worden ist – die Stärke des Stamms, die Häufigkeit der Verpflanzung seit der Aufschulung, die Form, in welche der Baum herangezogen wurde: beispielsweise als Hochstamm, mehrstämmiger Solitärbaum oder als Stammbusch mit niedrigem Kronenansatz. Eine mittlere Pflanzqualität (Stammumfang 18/20 oder 20/25 cm) stellt sicher, dass die Bäume einerseits schnell eine räumliche Wirkung zeigen und sich andererseits schnell an die neuen Standortbedingungen anpassen und gut entwickeln können.

Der Begriff Wuchsform bezeichnet die Form, in der ein Jungbaum in der Baumschule herangezogen wurde. Natürliche Wuchsformen sind gegenüber Zuchtformen, wie zum Beispiel Kugel- oder Pyramidenformen zu bevorzugen.

 

In Bebauungsplänen werden für die Pflanzung Bäumen Standorte festgesetzt oder es wird eine Mindestanzahl an Bäumen pro Quadratmeter vorgeschrieben. Diese Regelungen 584 KB (PDF) und ihre Begründung sind auf den Seiten der Stadt zu finden: „Regelungen für das Grün in Bebauungsplänen — Festsetzungen der Grünordnung und örtliche Bauvorschriften einfach erklärt“.

Die Baumschutzsatzung der Stadt Karlsruhe regelt, welche Bäume geschützt sind, welche Maßnahmen verboten oder zulässig sind und in welchen Fällen eine Erlaubnis oder eine Befreiung zur Durchführung einer gewünschten Maßnahme erteilt werden kann.

Nach Fällanträgen wird in der Regel eine Baumartenauswahl für die angeordneten Ersatzpflanzungen vorgegeben. Das Gartenbauamt hat in der Liste Empfehlungen für Bäume auf Privatgrundstücken einige widerstandsfähige und schöne, teilweise auch heimische Baumarten zusammengestellt. Diese Auswahl ist mit der deutschlandweiten Empfehlung „Zukunftsbäume für die Stadt“ der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) abgeglichen und auf Karlsruhe zugeschnitten.

Auch der NABU bietet Pflanzlisten zu insektenfreundlichen Wildstauden und Gehölzen für den Garten. Es ist nicht zu unterschätzen, wie wichtig Gehölze als ausgiebige Nektar- und Pollenspender für Insekten sind.
 
Eine Liste mit Obstbäumen aus der Region und Tipps findet sich bei der Streuobstinitiative​​​​​​​.

Allgemeine Empfehlungen zur Pflanzung von Gehölzen für den Garten zu geben, ist so eine Sache, denn – jeder Garten ist anders!

Eine Baumart, die in den einen Garten sehr gut passt und dort auch gedeiht, würde an anderer Stelle womöglich deplatziert wirken oder im schlimmsten Fall gar nicht anwachsen.
Die Folgen des Klimawandels stellen schränken eine gelungene Artenauswahl zusätzlich ein: Eine Baumart, die gestern in bestimmten Bereichen der Stadt noch wüchsig war, hat heute dort Probleme, zum Beispiel der Spitz-Ahorn oder die Hainbuche. 

Immer ist es notwendig, den einzelnen Garten, die gewünschten Funktionen und seinen Charakter, seine Umgebung und den speziellen Standort zu kennen und diese Erkenntnisse bei der Wahl zu berücksichtigen. Die Größe des Gartens und Fragen des Nachbarrechts spielen natürlich eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt ist aber auch ausschlaggebend, ob der Baum fachgerecht gepflanzt wurde und anschließend ebenso fachgerecht gepflegt und gewässert wird – vor allem in der Anwachszeit.

Daher kann die hier abrufbare Liste nur einen groben Überblick geben, welche Bäume und Gehölze aus unserer heutigen Sicht auf privaten Grundstücken in Frage kommen. Sie ersetzt nicht die Beratung durch fachlich geschulte Menschen. Das können Baumschulgärtner*innen, Landschaftsarchitekt*innen oder Angestellte von Landschaftsbaufachfirmen sein. Gerne beraten Sie auch die Fachleute im Gartenbauamt, erreichbar unter:
und 
, wenn es sich um Fragen rund um einen Bauantrag handelt.

Diese Baumarten 41 KB (PDF) gedeihen in der Regel in Karlsruhe gut, wenn der Standort richtig gewählt ist, und Pflanzung und Pflege passen. Die Bäume werden in klein- mittel- und großkronige Arten unterteilt. Diese Einteilung wird auch in Baugenehmigungsbescheiden für Ersatzpflanzungen und in Bebauungsplänen für Pflanzgebote verwendet. Bei den großkronigen Bäumen sind auch Baumarten enthalten, die nur für größere Freiflächen – etwa rings um Gewerbebetriebe oder für die Begrünung von Parkplätzen geeignet sind, wenn ein entsprechend breiter Pflanzgraben vorgesehen ist. In den Spalten der Liste sind die Eignung als Insekten- oder Vogelnährgehölz sowie heimischen Arten gekennzeichnet.
 

Die Liste Saatgutmischungen 168 KB (PDF) für Wiesen und Gärten der Stadt Karlsruhe enthält passende Pflanzentipps für Kräuter und Gräser verschiedener Standorte. Bei der Anlage einer neuen Wiese auf Rohboden wird das Saatgut obenauf gesät und darf nicht eingearbeitet, muss aber mit einer Rasenwalze angewalzt werden, damit das lichtkeimende Saatgut an den Boden angebunden ist. Die Ansaat erfolgt am besten vor einem angesagten Regen. 

Im ersten Jahr muss meist mehrmals eine sogenannte „Schröpfmahd“ durchgeführt werden, um einjährige Ackerkräuter wie die Ackermelde oder den Zurückgebogenen Fuchsschwanz zurück zu drängen und den Saatkräutern einen Konkurrenzvorteil zu verschaffen. Die einjährigen Kräuter verschwinden durch das Mähen. In den darauffolgenden Jahren kann dann zwei bis drei Mal im Jahr gemäht werden, wobei immer einzelne Abschnitte als Refugium für Insekten und Kleintiere stehen gelassen werden können, die dann im nächsten Mähgang geschnitten werden. Auch über den Winter können einzelne Bereiche als Langgras belassen werden.

Informationen für die naturnahe Bewirtschaftung und Pflanzlisten mit heimischen Arten, finden sich auf der städtischen Informationsseite zum Thema Artenschutz.

Auch städtische Grünflächen werden zu einem großen Teil naturnah gepflegt – nähere Informationen zum Konzept und zur Pflege finden sich auf der Seite Naturnahe Grünpflege

Wer Vögeln und anderen Tieren keinen natürlichen Unterschlupf bieten kann, hat die Wahl bei den Bauanleitungen für Nistkästen vom Nabu. Für die heimischen Vogelarten stehen die passenden Bauarten zur Verfügung.

Unter dem englischen Begriff Animal-Aided Design (PDF-Broschüre, 17MB), werden Maßnahmen gesammelt, die Bedürfnisse verschiedener Tierarten von Grund auf in die Planung und Gestaltung städtischer Freiräume einbeziehen.

Das Thema Hitze in Karlsruhe ist eine zunehmende Herausforderung. Hitzewellen mit hohen Temperaturen am Tag und fehlender Abkühlung in der Nacht werden durch den Klimawandel häufiger. Daher ist ein zentrales Ziel bei der Klimaanpassung der Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Belastungen bei Hitze.

Der Städtebauliche Rahmenplan Klimaanpassung, Anpassungskomplex „Hitze“ (Seite 92 ff.) beschreibt den Stadtstrukturtyp „Gewerbe“: „Neben Straßenräumen mit Stellplätzen für Pkw/Lkw sind öffentliche Räume nur in sehr geringem Umfang vorhanden. Öffentliche Plätze und Grünflächen fehlen fast völlig, und kommen nur in Form von Brach- oder Restflächen vor. Private Flächen sind meist funktional ausgestaltet und bestehen somit zu einem erheblichen Anteil aus ausgedehnten Verkehrs-, Stellplatz- oder Lagerflächen. Private Grünflächen sind sehr selten und treten nur in Zusammenhang mit Wohnnutzung auf.“

Aufgrund seines hohen Flächenanteils kann der Strukturtyp „Gewerbe“ ein wirksamer Hebel bei Klimaanpassungsmaßnahmen sein, sofern Maßnahmen getroffen werden, die den oben beschriebenen Charakter der Gebiete verändern. Hierfür werden im städtebaulichen Rahmenplan Maßnahmen definiert, die die Hitzebelastung in Gewerbegebieten reduzieren können: Dazu zählen unter anderem Dachbegrünung, Entsiegelung, die Einrichtung von Pocket-Parks, und sommerlicher Wärmeschutz an Gebäuden.

16. September 2024, Stadt Karlsruhe

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