Der Europäische Sozialfonds und die regionale Arbeitsmarktstrategie wollen durch gezielte Fördermaßnahmen soziale Teilhabe verbessern. Welche Zielgruppen dabei besonders im Fokus stehen, wie sich der Karlsruher Arbeitsmarkt und die Situation benachteiligter Gruppen entwickelt hat, präsentierte unlängst die Arbeitsförderung Karlsruhe (afka).
Afka-Prokuristin Johanna Hopfengärtner zeigte bei dem Termin die beiden wesentlichen Fördersäulen auf: den Europäischen Sozialfonds (ESF) und den Sozialen Arbeitsmarkt. Der ESF unterstützt Projekte, welche die Integration von benachteiligten Personen in den Arbeitsmarkt fördern. Hierbei soll möglichst eine langfristige und nachhaltige Beschäftigung erreicht werden. Qualifizierung oder maßgeschneiderte Arbeitsmarktangebote bieten den Personen, die der ESF im Blick hat, eine berufliche Perspektive. Im Gegensatz dazu ist der Soziale Arbeitsmarkt Karlsruhe ein speziell auf die Region und ihre Herausforderungen ausgerichtetes Förderinstrument. Bürgermeister Dr. Martin Lenz lobte den Ansatz mit der Zusammenarbeit von Trägern, Politik und Verwaltung als „einzigartig in Deutschland“. Dieser zielt darauf ab, Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose zu schaffen, die nicht in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden können. Dabei stehen vor allem der Aufbau sozialer Beschäftigungsverhältnisse oder speziell angepasste Arbeitsmarktprojekte im Vordergrund.
Mehr Fälle häuslicher Gewalt
Ein Einblick in die Karlsruher Zahlen verdeutlichte, warum die Förderstrategien so wichtig sind: Ende 2024 lag die Arbeitslosenquote im Stadtkreis bei 4,8 Prozent, was einen Anstieg im Vergleich zu den Jahren zuvor darstellt. Zurückzuführen ist das auf die schwierige konjunkturelle Lage, worauf die Unterschiede in den Quoten von SGB II (Rückgang bei Bürgergeld, Grundsicherung für Arbeitssuchende) und III (Anstieg bei Arbeitsförderung) schließen lassen. Hopfengärtner untermauerte mit weiteren Daten auch die Situation von Menschen in prekären Lebenslagen: So hat das Ordnungs- und Bürgeramt 2024 mehr als doppelt so viele Fälle häuslicher Gewalt (831) als im Vergleich zum Vorjahr erfasst. Frauen leiden mehr als doppelt so häufig Folgen von Gewalt, weshalb sie oft mehr Unterstützung bei einem Jobwechsel oder der Rückkehr ins Arbeitsleben benötigen. Auch bei den Schulabgängern ohne Abschluss gibt es einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (4,2 zu 2,8 Prozent) – besonders alarmierend bei den Werkreal- und Gemeinschaftsschulen.
Innovative Projekte im Fokus
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich die Priorisierung im Förderjahr 2026 des Arbeitskreises ESF und Sozialen Arbeitsmarktes: Im Fokus stehen innovative Projekte, die Lücken im Fördersystem schließen für Alleinerziehende, Frauen mit Gewalterfahrungen oder in prekären Lebenslagen etwa als Aussteigerinnen aus der Prostitution, Migrantinnen und Migranten, die für Ausbildung oder Beruf Qualifizierung und Unterstützung brauchen, Langzeitarbeitslose mit mehreren Vermittlungshemmnissen, Unter-30-Jährige, die Bürgergeld erhalten sowie Schülerinnen und Schüler, die Unterstützung benötigen. Bei der Förderung des Sozialen Arbeitsmarktes stehen Menschen, die über lange Zeit SGB II-Leistungen beziehen, im Vordergrund.
Wer als Projektträger eine Initiative zur Arbeitsmarktintegration plant, sollte die Frist bis zum 31. Mai nicht verpassen und sich rechtzeitig um eine angemessene Förderung bemühen.