Bis die Fahrgäste auf dem Karlsruher Bahnhofsvorplatz ebenerdig in die Stadt- und Straßenbahnen einsteigen können, kann es noch gut ein halbes Jahrzehnt dauern. Dies geht aus der Antwort der Verwaltung auf einen Antrag der FDP-Fraktion hervor, der vor kurzem im Planungsausschuss des Gemeinderats diskutiert wurde. In ihrem Antrag hatte die FDP einen "umgehenden barrierefreien Ausbau" des Bahnhofsvorplatzes gefordert, "da er als Empfangstor unserer Stadt stärker frequentiert wird als andere Orte". Gerade hier müsse mobilitätseingeschränkten Personen ein guter Zugang zum öffentlichen Nahverkehr gewährt werden. Zudem stehe das Ergebnis des Umbaus bereits seit Durchführung des Planungswettbewerbs im Jahr 2009 fest.
Engpass Richtung Albtalbahnhof
Ganz so einfach loslegen könne man aber nicht, beschied die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme, denn beim Umbau des Bahnhofsvorplatzes spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Um einen barrierefreien Zugang herstellen zu können, müsse die Gleislage geändert werden. Diese Arbeiten sollten aber sinnvollerweise im Zusammenhang mit weiteren Arbeiten in der Ebertstraße erfolgen. Der Streckenabschnitt zwischen Haupt- und Albtalbahnhof sei an der Kapazitätsgrenze angelangt, bestätigte Katharina Dieterle, Leiterin der Planungsabteilung bei den Verkehrsbetrieben, "das steht bei uns auf Priorität 1". Welche Variante hier zum Tragen kommen soll, müsse noch festgelegt werden, anschließend folge das Planfeststellungsverfahren. Daher nannte Dieterle eine Fertigstellung um das Jahr 2030 als Ziel.
Provisorium ist denkbar
Über diesen langen Zeitraum zeigte sich FDP-Fraktionschef Tom Høyem "schockiert", freute sich aber zugleich, dass nun wenigstens eine politische Debatte angestoßen worden sei: "Ganz Karlsruhe spricht darüber, nur die Politiker nicht." Angesichts des langen Realisierungszeitraum schlugen Michael Zeh (SPD) und Aljoscha Löffler (GRÜNE) vor, den barrierefreien Zugang am Hauptbahnhof mittels einer provisorischen Bahnsteigerhöhung herzustellen. Diesem Ansinnen wollte sich VBK-Vertreterin Dieterle nicht verschließen und sicherte ein Prüfung zu. Fahrgäste auf die bereits barrierefrei hergestellte Haltestelle Poststraße zu verweisen, bezeichnete Dieterle dagegen nicht als zweckdienliche Lösung. Bürgermeister Daniel Fluhrer wiederum kündigte an, das Thema wieder auf die Agenda des Gemeinderats bringen zu wollen.