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Kulturhauptstadt Temeswar: Delegation aus Karlsruhe bei Abschlussfeiern

Oberbürgermeister Dominic Fritz bilanziert Besucherzahlen / Übergabe von Schulbüchern aus Karlsruher Stadtteilen im Lenau-Lyzeum

Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern Empfang der Delegation im Rathaus: mit Oberbürgermeister Dominic Fritz (3.v.l.) © Stadt Karlsruhe, Stefan Jehle

„Shine up your light – light up your city“. Auf deutsch: „Lass‘ Dein Licht leuchten“. Das war das beherrschende Motto dieses zu Ende gehenden Jahres 2023 in Karlsruhes Partnerstadt Temeswar. Nach Hermannstadt (Sibiu) 2007 trug mit Temeswar (Timișoara) zum zweiten Mal eine Stadt in Rumänien den Titel Kulturhauptstadt Europas. Im Februar wurde „die Session“ eröffnet – jetzt war die offizielle Abschlussfeier.

Stadtrat Tom Høyem als Leiter einer siebenköpfigen Delegation aus Karlsruhe

Bei diesem Anlass weilte – unter der Leitung von Stadtrat Tom Høyem – eine siebenköpfige Delegation aus Karlsruhe in Temeswar, das seit 1992 eine Städtefreundschaft – und seit 1997 eine offizielle Städtepartnerschaft mit der Fächerstadt pflegt. Høyem, der auch offiziell als Botschafter für die Kulturhauptstadt fungiert, gratulierte der Partnerstadt bei der Begegnung mit Oberbürgermeister Dominic Fritz – und verglich dabei das vielfältige Programm das Jahr über mit Karlsruhes Stadtgeburtstag 2015. „Temeswar wird als Europäische Kulturhauptstadt nicht enden“, schrieb er in einer Widmung.

Die Bilanz der Kulturhauptstadt kann sich sehen lassen: Insgesamt 1,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger hatten an den Veranstaltungen des Kulturhauptstadt-Programms teilgenommen, über 800.000 Übernachtungen habe es gegeben. Der OB der Partnerstadt, Fritz, benennt „über 850.000 Besucher von außerhalb der Stadt – davon ein Drittel aus dem Ausland“. Das sei für eine Stadt wie Temeswar, die sich bislang nicht wirklich als Tourismusziel begriffen hat, „ein sehr, sehr gutes Ergebnis“.

Karlsruhe mit Beitrag bei Eröffnungsfeierlichkeiten im Februar dabei

Als einzige unter den 16 Partnerstädten Temeswars hatte Karlsruhe einen eigenen Beitrag bereits zu den Eröffnungsfeierlichkeiten Ende Februar beigesteuert. Tänzerinnen und Tänzer des Badischen Staatstheaters waren auf der Fassade der Oper und anderer Gebäude der Stadt als Videoproduktion zu sehen. Der Künstler Jonas Denzel hatte sie für sein Projekt "Ballets of the cities" gefilmt, das er vom Beam-Bike, einem speziell ausgerüsteten Lastenrad auf die Spielorte projizierte. Von der Partnerstadt Temeswar, am Fluß Bega gelegen, wurde in umgekehrte Richtung ein Stadt-Jazz-Trompeter zu Auftritten in Karlsruhe entsandt.

Für Dominic Fritz, der in Lörrach geboren und im südbadischen Görwihl (Kreis Waldshut) aufgewachsen ist, bedeuten die Aktivitäten und Programmpunkte der Kulturhauptstadt Europas während gut neun Monaten „eine große Chance mit wirklichen politischen Konsequenzen“ für Temeswar. Das Jahr habe auch erfolgreich „zu einem neuen Image beigetragen.“ Es gebe zudem einen „Qualitätssprung im Kulturleben der Stadt“, sagte der Politiker der Partei „Uniunea Salvați România“ (kurz USR; deutsch: Union Rettet Rumänien) mit deutscher Staatsangehörigkeit.

Wichtige Teil des Reiseprogramms der siebenköpfigen Delegation aus Karlsruhe waren die Teilnahme an der offiziellen Abschlusszeremonie „Temeswars Jahr als Kulturhauptstadt Europas“ im Großen Saal des Opernhauses (Victoriei Platz); mit dem sich anschließenden  Besuch der öffentlichen Open Air Konzerte auf dem Union Square (Piata Unirii) und am Samstag ein offizielles Treffen mit dem Oberbürgermeister der Stadt, Fritz, bei dem fünf weitere Partnerstädte aus Serbien, Polen, Österreich und Ostdeutschland zugegen waren.

Übergabe vom 3.000 deutschsprachigen Schulbüchern durch Freundeskreis

Auf dem Besuchsprogramm stand auch ein Besuch mit Gesprächen in dem renommierten deutsch-sprachigen Nikolaus-Lenau-Lyzeum im Stadtzentrum von Temeswar. Bereits zum dritten Mal hatte im Vorfeld der Reise der Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar bei Schulen in Karlsruhe und in der Region nicht mehr benötigte deutschsprachige Schulbücher gesammelt. Unterstützt von den beiden Ortsvorstehern Alexandra Ries aus Durlach und Achim Weinbrecht aus Neureut beteiligten sich 19 Schulen. Zusammengekommen sind rund 3.000 Bücher, die wiederum durch die DSV-Road GmbH-Spedition von Karlsruhe nach Temeswar transportiert und dort von der Nikolaus-Lenau-Schule in Empfang genommen wurden: im Beisein des deutschen Botschafters in Rumänien, des Vorsitzenden des Freundeskreises, Professor Dr. Franz Quint, sowie der beiden Ortsvorsteher.

Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup hatte sich schon vor der Reise dafür entschuldigt, an den Abschlussfeierlichkeiten in Temeswar nicht teilnehmen zu können. Er war – wegen eines parallel stattfindenden Treffens der Oberbürgermeister von Nancy und Winnyzja mit ihm selbst in Lothringen – unabkömmlich. Mentrup bestätigte seinem Kollegen Fritz, „unsere schöne Partnerstadt an der Bega habe den Titel Kulturhauptstadt nicht nur mit Recht und Würde getragen, sondern auch mit viel Leben erfüllt“. Bereits die Veranstaltungen zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres – bei denen er zugegen war – seien „etwas Besonderes gewesen“.

Abschlussfeiern Kulturhauptstadt Temeswar

Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern
Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern
Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern
Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern
Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern
Temeswar - Buchübergabe
Temeswar Kulturhauptstadt - Abschlussfeiern

Hintergrund. Timisoara, Temesvár, Temeswar

Timisoara, Temesvár, Temeswar: in der Europäischen Kulturhauptstadt 2023 im Westen Rumäniens werden drei Sprachen gesprochen, neben Rumänisch und Ungarisch auch Deutsch. Die Stadt, im äußersten Westen von Rumänien – an der Grenze zu Serbien und Ungarn gelegen, zählt aktuell etwa 251.000 Einwohner – und gehört damit zu den fünf größten Städten Rumäniens.

Die so genannten „Donauschwaben“ (treffender eher: „Donaudeutsche“), ursprünglich deutsch-stämmige Siedler aus dem 18. und 19. Jahrhundert, stellten bis zum 2. Weltkrieg die größte ethnische Gruppe der Stadt – heute sind 70 Prozent der Bewohner (ethnisch) Rumänen, weitere drei Prozent Ungarn, und deutsch-stämmige Bewohner findet man heute nur noch unter ferner liefen.

Kulturell ist Temeswar über viele Jahrzehnte hinweg geprägt worden von der K-u-K-Zeit des einstigen Kaiserreichs Österreich-Ungarn. Bis zur serbischen Landesgrenze sind es nur etwa 25 Kilometer, bis zur ungarischen etwa 50 Kilometer. Und Temeswar ist – nicht nur kulturell, sondern auch geographisch-topographisch, durch den Gebirgszug der Karpaten deutlich abgegrenzt von dem übrigen Rumänien mit der näher zum Schwarzen Meer hin liegenden Hauptstadt Bukarest.

Seine Offenheit und Internationalität hat Temeswar im Jahr 2020 auf eine ganz besondere Art und Weise unter Beweis gestellt. Die Bürger wählten den aus dem südbadischen Görwihl (Kreis Waldshut) stammenden Deutschen Dominic Samuel Fritz zu ihrem Oberbürgermeister. "Vielfalt ist Kraftquelle", sagte OB Fritz bereits bei der Eröffnungsveranstaltung im Februar, Temeswar wolle mit seiner Geschichte Mut machen, denn "uns verbinden Jahrhunderte europäischer Migrationsgeschichte"

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