Beratung für ältere Menschen zuhause? Wo finde ich Hilfen und Unterstützung? Mit den Stimmen von Grünen, SPD, CDU, VOLT, KAL, Die Linke und Die Partei hat sich der Gemeinderat in seiner Oktober-Sitzung für eine Fortführung der „Karlsruher Hausbesuche“ ausgesprochen. Die Fraktionen der AfD und der FDP/FW votierten dagegen.
Das Projekt startete im Dezember 2022 in den Karlsruher Stadtteilen Mühlburg, Daxlanden, Grünwinkel, Oberreut, Nordweststadt, Knielingen, Neureut und Nordstadt. Seniorinnen und Senioren erhalten seither an ihrem 75., 80. oder 85. Geburtstag ein Gratulationsschreiben der Stadt mit einem Gutschein für eine kostenlose Beratung im eigenen Zuhause. Je nach individuellem Bedarf und eigenen Wünschen werden Fragen rund um die aktuelle Lebenssituation besprochen: Wo finde ich Unterstützung im Alltag? Wer hilft bei finanziellen oder sozialen Fragen? Wo kann man sich ehrenamtlich engagieren oder mit anderen Menschen austauschen?
Im Gespräch wird auf weiterführende Angebote und Leistungen aufmerksam gemacht. Das Angebot der Karlsruher Hausbesuche ist freiwillig – Senioren können die Beratung in Anspruch nehmen, müssen es aber nicht.
Die projektbegleitende Evaluation ergab eine gute Akzeptanz und Inanspruchnahme des Angebotes. Die Hausbesuche wurden als besondere Wertschätzung wahrgenommen, das Feedback nach den Beratungen war positiv, so das Fazit. Sozialdezernent Dr. Martin Lenz berichtete in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses gar von handgeschriebenen Dankesschreiben an die Stadtverwaltung.
„Ältere Menschen freuen sich, dass sie nicht vergessen werden“, lobte Grünen-Stadträtin Verena Anlauf den präventiven Ansatz des Projektes. Für Dr. Thomas Müller (CDU) ist es „erfreulich, dass das Angebot hervorragend angenommen“ wird. Von einem „Paradebeispiel für eine vorausschauende Sozialpolitik“ sprach SPD-Stadtrat Mathias Tröndle. Man sei zunächst skeptisch gewesen, nun in der kompletten KAL-Fraktion aber von den Hausbesuchen überzeugt, sprach sich Sonja Döring für eine Fortführung des Angebotes aus. Laut Adina Geißinger (VOLT) könne „keine Rede von Bevormundung“ sein, sondern von einer sinnvollen Hilfe zur Selbsthilfe. Friedemann Kalmbach (FÜR) schlug die zusätzliche Einbindung Ehrenamtlicher vor.
Dr. Paul Schmidt bekräftigte das bisherige Nein der AfD-Fraktion zu diesem Thema. Arztpraxen und andere Einrichtungen seien als Anlaufstationen für Senioren bereits vorhanden.
Mit dem mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderates wurde der Sperrvermerk aufgehoben. Ab dem Haushaltsjahr 2025 stehen jährlich 52.000 Euro und damit weiterhin eine halbe Vollzeitstelle für die Karlsruher Hausbesuche zur Verfügung. Gegen eine Ausweitung auf alle Stadtteile spreche derzeit die städtische Haushaltslage, hatte die Verwaltung im Vorfeld mitgeteilt.