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Herbst der Entscheidungen

OB Mentrup: Jetzt Weichen für ÖPNV, Kliniken, Innenstadt und Grundsteuer stellen

Ein Zug fährt an der Haltestelle Pyramide ein. Der strukturell unterfinanzierte ÖPNV und das Städtische Klinikum sorgen für rund 130 Millionen Euro Defizit im Haushalt. Finanzielle Hilfen von Bund und Land fehlen bisweilen. © Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt, Stefan Jehle

Bei der diesjährigen Sommer-Pressekonferenz stimmte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup auf den „Herbst der Entscheidungen“ ein. „Wir müssen jetzt schon die Weichenstellungen diskutieren, um sie in den Beratungen des Haushalts 2026/2027 abbilden zu können“, erläuterte Mentrup am Freitag der vergangenen Woche auf dem Campingplatz Durlach. So erwarten etwa beim ÖPNV den neu gewählten Gemeinderat schwierige Entscheidungen hinsichtlich der weiteren Finanzierung. „Wo kann man Kosten einsparen, ohne zu viel Qualität einbüßen zu müssen“, blickt der OB pessimistisch in Richtung finanzielle Hilfen von Bund und Land.

Kliniken belasten Haushalte

Für die Kliniken könne er sich „kooperative Modelle“ mit den anderen großen Kliniken in Karlsruhe vorstellen. Gespräche gab es hierzu bisweilen noch keine. Nicht nur in Karlsruhe belasten die Kliniken den Haushalt: „In 80 Prozent der Kreistage sind die Kliniken dafür verantwortlich, dass diese keinen auskömmlichen Haushalt haben“, beschreibt der OB die Schieflage. 

Weiterhin gelte es im Herbst festzulegen, wie der zweite Bauabschnitt der Kaiserstraße aussehen soll – die Ausschreibungen müssen dann auf den Weg gebracht werden, damit der Bau ab 2026 nahtlos fortgeführt werden kann. Die Einkaufsmeile soll stärker begrünt werden, so Mentrup weiter. So sollen etwa die Abstände zwischen den Bäumen verdichtet werden, um mehr Grün pflanzen zu können – weitere Möglichkeiten würden derzeit diskutiert.

Generell sehe sich die Neuauflage des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts neuen Rahmenbedingungen gegenüber. So habe man diesmal weder das Geld noch das Personal alle Vorschläge umzusetzen. Daher sei es umso wichtiger, zu priorisieren. Die Innenstadt, so Mentrup weiter, erlebe er „knalle voll“. Die Außengastronomie nehme zu. Generell befinde sich der Einzelhandel derzeit in einem Transformationsprozess. „Die Flächen, die wir haben sind vielen zu groß oder anderen zu klein.“

Der hohen Bauaktivität begegnet er gelassen: „Die neuen Gebäude haben eine höhere Attraktivität und energetische Qualität.“ Folge man jüngeren Umfragen, seien die Baustellen in der Stadt selber kein Problem mehr, sondern jene auf dem Weg nach Karlsruhe.

 

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup spricht für ein Interview in ein Mikrofon.

Hebesatz für Grundsteuer

Die Grundsteuerreform des Landes muss ebenfalls umgesetzt werden. Das System in Baden-Württemberg – sich nur am Bodenrichtwert zu orientieren, ohne zu berücksichtigen, welche Immobilien sich darauf befinden – habe Vorteile und erhebliche Nachteile, erläutert OB Mentrup. Diese Systematik verursache die Probleme, nicht der vom Gemeinderat festzusetzende Hebesatz, so Mentrup weiter. Besonders kleine Häuser mit großen Grundstücken hätten dadurch Nachteile. Daher müsse man ein Programm erarbeiten, um diejenigen, die mit der Situation dann überfordert sind, zu begleiten und zu unterstützen, blickte Mentrup nach vorn. Im Oktober werde man das Thema in die Gremien bringen. „Ich erwarte eine aufgewühlte und emotionale Diskussion.“

Gute Ausgangslage für Herausforderungen

Ihn habe die Frage beschäftigt, so erzählte der OB, ob die Gesellschaft überhaupt noch Demokratie aushalten könne. Einerseits habe er den Eindruck gewonnen, dass das Einhalten von Grundregeln verloren gegangen sei, gleichzeitig erkenne er aber auch eine sehr große Hilfsbereitschaft, wie etwa Jugendliche gegenüber Älteren in der Bahn. Aktuelle Entwicklungen, wie eine gestiegene Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen und die sehr hohe Kandidatenzahl zeigten ihm, dass es noch Vertrauen und die Bereitschaft mitzumachen gebe. Es gelinge immer noch 100.000 Menschen zusammen zu bringen, um miteinander in vertrauender Weise zusammen zu sein, blickte Mentrup auf etwa auf „Das Fest“ zurück. „Ich bin sehr optimistisch, dass die Gesellschaft nicht in Gruppen zerfällt, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen“, so Mentrups Fazit.  All dies sei eine gute Ausgangslage für die Herausforderungen, die jetzt bevorstehen. -has-

Die diesjährige Sommer-Pressekonferenz fand auf dem Campingplatz in Durlach statt.

Dieser Artikel erschien in der StadtZeitung Nr. 33/34 am 16. August 2024.
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