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"Eine Provokation, die faszinierte"

Benennung in "Margarethe-Reinhardt-Platz" unwahrscheinlich

Blick auf den zu benennenden Platz in der Kapellenstraße Der Platz in der Kapellenstraße soll einen Namen erhalten © Stadt Karlsruhe, Paula Liebig

Der in der Kapellenstraße entstehenden Platz soll nach Margarethe Reinhardt (1909-1985) benannt werden, forderte im März die damalige Gemeinderatsfraktion KAL/Die Partei. Die Karlsruher Rotlichtgröße betrieb Bars und ein Bordell. Der Antrag befand sich nun zur Beratung im Kulturausschuss.

Unkonventionelle Persönlichkeit

Reinhardt sei eine „ungehörige Frau“ gewesen, so Michael Haug (KAL), sie „schämte sich nicht, sie versteckte sich nicht. So fuhr Margarethe Reinhardt mit ihrem Faschingswagen beim Umzug durch die Kaiser-straße, Flugzeuge mit Werbebannern ihrer Bars flogen über Karlsruhe, sie selbst fuhr mit ihrem bunten Cadillac durch die Stadt. Sie war eine Provokation, die aber faszinierte.“ Sie sei tatkräftig und unkonventionell gewesen, „eine Karlsruher Frau“, die „den Karlsruhern in der bigotten, prüden Adenauer-Ära den Spiegel vorhielt - und somit dem Gemeinwohl einen Dienst erwies.“ Sie habe ein selbstbestimmtes Leben geführt, „in ihren letzten Jahren in Einsamkeit und großer Altersarmut, wie viele alte Frauen heute noch“, hielt Haug ein leidenschaftliches Plädoyer. „Bis heute wurden in Karlsruhe keine starken Frauenpersönlichkeiten gewürdigt, die einer deklassierten Schicht angehörten.“

"Voraussetzungen nicht erfüllt"

Die Voraussetzungen bezüglich Leistungen und Verdienste für das Gemeinwohl seien nicht erfüllt, erläuterte Bürgermeister Dr. Albert Käuflein die Empfehlung der Verwaltung, den Antrag abzulehnen. Jorinda Fahringer (GRÜNE) merkte an, Reinhardt sei eine beeindruckende Frau gewesen, aber aufgrund der Kriterien müsse sich ihre Fraktion der Stadtverwaltung anschließen. Sie bot an, eine Änderung der Kriterien anzustreben. Dr. Rahsan Dogan (CDU) erklärte, die vorhandene Listung im Stadtarchiv sei richtig, eine Leistung Reinhardts außerhalb der Selbstdarstellung allerdings nicht erkennbar. Laut Dr. Anton Huber (SPD) stört sich die SPD-Fraktion bei der Benennung an einer „Romantisierung der Prostitution“, weshalb sie die Benennung ablehnten. Ob der Antrag im Gemeinderat aufrechterhalten werden soll, werde innerhalb der KAL-Fraktion geklärt. -nke-

 

 

Dieser Artikel erscheint in der StadtZeitung Nr. 44 am 08. November 2024. Die Inhalte der StadtZeitung schon lesen, bevor sie im Briefkasten steckt: Im ePaper sind alle Ausgaben digital verfügbar.

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