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Ehrenmedaille an Wolfgang Rihm übergeben

OB Mentrup: „Herausragender Player im Karlsruher Musikleben“

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Prof. Wolfgang Rihm bei der Übergabe der Ehrenmedaille. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Prof. Wolfgang Rihm bei der Übergabe der Ehrenmedaille. © Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt, Monika Müller-Gmelin

„Mit Ihrer Musik bringen Sie Karlsruhe in die Welt“, so Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup bei der Übergabe der Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe an Prof. Wolfgang Rihm. Im Beisein seiner Familie nahm Rihm die Medaille in seiner Wohnung am vergangenen Donnerstag, 2. Mai, entgegen. „Ich habe Karlsruhe immer als Schutz und Hüterin meiner Arbeit empfunden“, bedankte sich der Geehrte. Dass die Übergabe in kleinem Kreis stattfände, sei seiner derzeitigen Verfassung geschuldet: „So, wie ich eben bin“, fügte der 72-jährige Rihm an. Daher ruhten derzeit auch seine Aktivitäten nach außen – die Produktion, die zwar ein innerlicher Vorgang sei – aber eben auch physische Präsenz erfordere. Er wisse in Karlsruhe die gegenseitige Sympathie zu schätzen, und dass er stets bestätigt wurde. „Ich fühle mich damit von der Stadt beschenkt“, sagte Rihm.

So musizierte etwa die Badische Staatskapelle die Uraufführung seines Orchesterwerkes „Vers une symphonie fleuve“ anlässlich seines 60. Geburtstages. Zwei Jahre später, zum 300. Stadtgeburtstag, wurden die Orchesterkompositionen „Über die Linie VIII“ und das Klavierkonzert „Con Piano? Certo!“ aufgeführt.

„In ganz besonderer Erinnerung bleiben auch die 21. Europäischen Kulturtage, die Ihnen und Ihrem Werk gewidmet waren. Es schien, als sei die ganze Stadt von Ihrer Musik erfüllt“, erinnerte Mentrup. Im ersten Corona-Jahr habe Rihm auf Einladung der Hochschule für Musik und des Kulturamts der Stadt Karlsruhe das Festival „ZeitGenuss“ gestaltet. Im November 2022 erfolgte die Erstaufführung von Rihms Requiem-Strophen in der Evangelischen Stadtkirche.

Von Karlsruhe eine Weltkarriere gestartet

Von Karlsruhe aus eine Weltkarriere zu starten – davon gebe es nicht ganz so viele Menschen, so Mentrup über Rihm. Darüber hinaus dann auch noch weiterhin in Karlsruhe den Lebensmittelpunkt zu haben – das lasse den Kreis umso exquisiter werden. „Es freut und ehrt uns alle, dass Sie, der weltweit bekannte und hochgeschätzte Komponist, Ihrer Heimatstadt so tief verbunden sind.“

Rihm lebe seit vielen Jahren in der Kriegsstraße „Mittendrin also in der Stadt. Dort, wo es auch mal laut sein kann, wo der Verkehr einem auch mal den Nerv rauben kann“, führte Mentrup weiter aus. Und doch: Rihm werde zitiert, dass er vor allem seine Ruhe brauche. Dies sage viel über den Menschen Wolfgang Rihm aus, erklärte Mentrup. „Ein bisschen – scheinbar – Widersprüchliches und vor allem: Die richtige Portion Humor.“

Er sei ein Botschafter im besten Sinn – auch mit Magnetwirkung für die Stadt Karlsruhe. Denn neben dem Komponieren sei ihm das Lehren gleichrangig wichtig, betonte OB Mentrup. So zöge er seit Jahrzehnten Studierende an die hiesige Hochschule für Musik, die sich bei ihm den letzten Schliff als Komponierende holen. Die Hochschule für Musik als Anziehungspunkt für junge kompositorische Begabungen setze dem kulturellen Leben Karlsruhes nicht zuletzt dank Rihms Wirkens neue Impulse.

Wolfgang Rihm gelte als der vermutlich produktivste deutschsprachige Komponist zeitgenössischer Musik, mit bislang über 550 Werken, führte OB Mentrup weiter aus. Er begann mit elf Jahren zu komponieren. Seine Phantasie sei dabei durch Begegnungen mit Literatur, Malerei und Musik in vielfältiger Weise gefüttert worden. Parallel zum Besuch des Bismarck-Gymnasiums studierte er bei Eugen Werner Velte Komposition, der ihn forderte und förderte. In diesen Jahren improvisierte Rihm mit Begeisterung auf Karlsruher Orgeln. „Der Clou dabei war wohl die Imagination eines großen Orchesters, das Ihnen als Schüler und Student noch nicht als Klangkörper zur Verfügung stand“, vermutete Mentrup.

Abitur und Studium schloss Rihm zeitgleich ab. Weitere Anregungen holte er sich bei Karlheinz Stockhausen in Köln und bei Klaus Huber in Freiburg, aber auch bei Kollegen wie Morton Feldman, Wilhelm Killmayer, Helmut Lachenmann und Luigi Nono. 1974 in Donaueschingen machte er die Musikwelt mit sich bekannt. Fortan wurde sein Name in einem Atemzug mit denen der großen Kollegen genannt. Etwa zur gleichen Zeit begannen er mit dem Unterrichten. Im Jahr 1985 übernahm er von Eugen Werner Velte den Lehrstuhl für Komposition an der Hochschule für Musik Karlsruhe, den er bis heute innehat und mit Markus Hechtle teilt.

„Herausragender Player im Karlsruher Musikleben“

Rihm ist Mitglied berufsständischer Gremien in Deutschland sowie vieler internationaler Akademien und Jurys. Darüber hinaus war er Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos und musikalischer Berater der Deutschen Oper Berlin sowie des Zentrums für Kunst und Medien. Die Freie Universität Berlin verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.

Darüber hinaus erhielt Rihm zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter das Stipendium der Villa Massimo in Rom, das Bundesverdienstkreuz, später das Große Bundesverdienstkreuz sowie das Bundesverdienstkreuz mit Stern.

„Wie man sieht:  Sie waren und sind ein herausragender Player im Karlsruher Musikleben. Sie tragen den Namen unserer Stadt in die Musikmetropolen der Welt, Sie arbeiten mit den bedeutendsten Musikerinnen und Musikern unserer Zeit zusammen - und wohnen und leben dennoch gerne in der Karlsruher Kriegsstraße. Sie sind hier in Karlsruhe mit ganzem Herzen und aus tiefster Verbundenheit – wie man so schön und einfach sagt – Sie sind hier ‚daheim‘“, gratulierte Mentrup abschließend.

Die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe ist eine Auszeichnung der Stadt Karlsruhe. Sie wird als Dank und Anerkennung an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Stadt Karlsruhe und ihre Bürgerschaft besonders verdient gemacht haben. Über die Verleihung der Ehrenmedaille hatte der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung am 19. März 2024 entschieden.

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